Mittwoch, 23. Februar 2011

In einer anderen Zeitzone


In den Winterferien bin ich durch Vietnam und nach Kambodscha gereist. Der Einfluss der chinesischen und indischen Kultur auf der indo-chinesischen Halbinsel (eine aus der Kolonialzeit stammende Bezeichnung, die aber sehr treffend ist) ist unverkennbar: Während im Norden der sozialistischen Republik Vietnam die daoistische und buddhistische Religion dominieren (und sich auch tatsächlich einer hohen Lebendigkeit erfreuen), trifft man im Süden vor allem auf hinduistische Einflüsse und von der ursprünglichen Volksreligion stammende animistische Erscheinungen. Dass neben all dem auch noch immer Ho Chi Minh verehrt wird, ist gar kein Problem.
In ganz Vietnam wurde das Tet-Fest gefeiert (so wie in China das Frühlingsfest) und es herrschte eine Art Ausnahmezustand; etwa so wie bei uns zu Weihnachten – nur das die Feiern in Vietnam und China länger andauern und noch etwas verrückter sind. Während in China das Jahr des Hasen begann, „läutete“ man in Vietnam das Jahr der Katze mit einem entsprechenden Feuerwerk ein.
Obgleich man an vielen historischen Bauwerken (etwa Tempeln, den Minh-Gräbern oder den Palästen in der verbotenen Stadt von Hue) noch auf chinesische Schriftzeichen stößt, kann die einheimische Bevölkerung diese nicht mehr lesen.
In den quirligen Straßen der großen und kleinen Städte (wie z. B. Hoi An oder Ho Chi Minh-Stadt) dominieren heute die unzähligen Motorrad- und Mofafahrer: Wenn man die Straße überqueren will, muss man einfach losgehen, in die Kolonne der Zweiräder hinein … diese weichen dann schon aus und fahren um einen herum (wenn man Glück hat). Man sollte aber niemals zurückgehen, sondern immer vorwärts; andernfalls wird man unberechenbar für die Zweiradfahrer. Das Zweirad-Problem wurde in den ohnehin verstopften chinesischen Städten schon vor Jahren auf anderem Wege gelöst: In Guangzhou sind die Zweiräder schlicht und einfach verboten und in Shanghai darf man nur mit einem gültigen Nummernschild Motorradfahren, dieses kostet aber wesentlich mehr als das ganze Vehikel. Von diesen „Lösungen“ ist man in Vietnam aber noch weit entfernt.
Im Südlichen Vietnam herrschten schon schöne sommerliche Temperaturen von 30 Grad und mehr und verlockten zu einem Ausflug auf den Mekong-Fluss und in sein riesiges Delta.

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