Sonntag, 27. Februar 2011

Mit dem Drahtesel unterwegs


In Shanghai zeigen sich nun schon die ersten Frühlingstage bei angenehmen 18 Grad Celsius und blauem Himmel: Was liegt da näher, als sich ein Fahrrad zu kaufen und los zu düsen? Gesagt – getan: Dieses Wochenende bin ich zum Fahrradhändler um die Ecke gegangen und habe für etwa 40 Euro ein neues Fahrrad gekauft. Der gute Mann hat dann noch ein Schloss, eine Klingel und einen praktischen Korb anmontiert und dann konnte es losgehen. Natürlich hat das Gefährt keine Gangschaltung oder sonstigen Komfort, aber es bewegt sich.
Da es von meiner Wohnung bis zur Schule einen wirklich guten Radweg gibt, auf dem ich bei gemütlicher Fahrt etwa 20 Minuten bis zu meinem Arbeitsplatz benötige, wird man mich nun am Morgen des Öfteren auf dem Drahtesel bewundern können.
Mit dieser Anschaffung verhalte ich mich aber ganz gegen den chinesischen Trend, da die motorlosen Zweiräder immer mehr aus dem Shanghaier Stadtbild verschwinden: Kein Wunder in einer Gesellschaft, die permanent auf der Überholspur sein möchte. 
 
Es bleibt allerdings abzuwarten, wie lange ich mich an meinem „Metall-Esel“ erfreuen kann, da mit Diebstählen gerechnet werden muss und Langfinger – (also nicht etwa Langnasen) – entgegen einer weitverbreiteten Meinung auch im Reich der Mitte nicht mehr mit der Todesstrafe rechnen müssen: In diesen Tagen tritt eine umfassende Reform des chinesischen Strafgesetzes in Kraft, durch die neue Straftatbestände geschaffen (z. B. Trunkenheit am Steuer) und Strafdelikte, welche mit dem Tod bestraft werden, weiter reduziert worden sind.
Hände weg von meinem Rad!

Mittwoch, 23. Februar 2011

Kambodscha


Hier vor allem der riesige und beeindruckende Komplex von Angkor am Tonle Sab-See. Die gigantische Anlage von Angkor Wat und die vielen anderen Ahnentempel und Regierungspaläste aus einer längst vergangenen und uns nur noch in diesen Steinzeugnissen erhaltenen Zeit. Hier und da eine Inschrift an einem Türrahmen – sonst nichts.

Dabei dürfte Angkor – nach allem was wir wissen – im 12. Jahrhundert einmal die größte und vielleicht auch herrlichste Stadt der Welt gewesen sein. Heute sind vom einstigen Khmer-Reich nur noch diese steinernen Zeugnisse vom Dschungel überwachsen übrig geblieben und locken – wenn nicht gerade wie bei meinem Besuch zwischen Kambodscha und Thailand wieder Grenzscharmützel stattfinden – viele Touristen, namentlich auch viele Chinesen, und wilde Affen an. Diese wiederum werden durch die Bananen der Touristen angelockt. So folgt eins dem andern.

Die Gesamtanlage ist so groß, dass man sie unmöglich an nur einem Tag besichtigen kann, deswegen werden auch gleich Drei-, Vier- und Sechstagestickets verkauft.
Nun sind die Ferien vorbei (wie immer viel zu kurz) und der chinesische Schulalltag hat wieder begonnen.

In einer anderen Zeitzone


In den Winterferien bin ich durch Vietnam und nach Kambodscha gereist. Der Einfluss der chinesischen und indischen Kultur auf der indo-chinesischen Halbinsel (eine aus der Kolonialzeit stammende Bezeichnung, die aber sehr treffend ist) ist unverkennbar: Während im Norden der sozialistischen Republik Vietnam die daoistische und buddhistische Religion dominieren (und sich auch tatsächlich einer hohen Lebendigkeit erfreuen), trifft man im Süden vor allem auf hinduistische Einflüsse und von der ursprünglichen Volksreligion stammende animistische Erscheinungen. Dass neben all dem auch noch immer Ho Chi Minh verehrt wird, ist gar kein Problem.
In ganz Vietnam wurde das Tet-Fest gefeiert (so wie in China das Frühlingsfest) und es herrschte eine Art Ausnahmezustand; etwa so wie bei uns zu Weihnachten – nur das die Feiern in Vietnam und China länger andauern und noch etwas verrückter sind. Während in China das Jahr des Hasen begann, „läutete“ man in Vietnam das Jahr der Katze mit einem entsprechenden Feuerwerk ein.
Obgleich man an vielen historischen Bauwerken (etwa Tempeln, den Minh-Gräbern oder den Palästen in der verbotenen Stadt von Hue) noch auf chinesische Schriftzeichen stößt, kann die einheimische Bevölkerung diese nicht mehr lesen.
In den quirligen Straßen der großen und kleinen Städte (wie z. B. Hoi An oder Ho Chi Minh-Stadt) dominieren heute die unzähligen Motorrad- und Mofafahrer: Wenn man die Straße überqueren will, muss man einfach losgehen, in die Kolonne der Zweiräder hinein … diese weichen dann schon aus und fahren um einen herum (wenn man Glück hat). Man sollte aber niemals zurückgehen, sondern immer vorwärts; andernfalls wird man unberechenbar für die Zweiradfahrer. Das Zweirad-Problem wurde in den ohnehin verstopften chinesischen Städten schon vor Jahren auf anderem Wege gelöst: In Guangzhou sind die Zweiräder schlicht und einfach verboten und in Shanghai darf man nur mit einem gültigen Nummernschild Motorradfahren, dieses kostet aber wesentlich mehr als das ganze Vehikel. Von diesen „Lösungen“ ist man in Vietnam aber noch weit entfernt.
Im Südlichen Vietnam herrschten schon schöne sommerliche Temperaturen von 30 Grad und mehr und verlockten zu einem Ausflug auf den Mekong-Fluss und in sein riesiges Delta.