Sonntag, 7. November 2010

Uwes Frageecke

In Emails, Briefen und auch mündlich vorgetragen von lieben Besuchern erreichen mich immer wieder diverse Fragen zu Land und Leuten. Und so will ich mir heute mal einige Fragen vornehmen und diese beantworten.

1.Wann und wie oft gibt es in China Schulferien?
In China gibt es im Prinzip nur zwei Mal Ferien, nämlich im Sommer die großen achtwöchigen Schulferien von Anfang Juli bis Ende August und dann noch die etwa vierwöchigen Ferien zum chinesischen Neujahrsfest im Februar. Da sich das chinesische Neujahrsfest bzw. Frühlingsfest nach dem Mondkalender richtet, schwanken die Daten für diese Ferien zwischen Ende Januar und Ende Februar.
Es gibt aber noch in der Woche des ersten Oktobers (sogenannte Goldene Woche) und in der Woche des ersten Mais jeweils fünf freie Tage, in denen sehr viele Chinesen unterwegs sind. Ich würde diese freien Tage aber nicht als Ferien bezeichnen, da die „versäumten“ Tage an den voraufgehenden und nachfolgenden Wochenenden wieder abgearbeitet werden müssen. Das bedeutet, dass an chinesischen Schulen auch am Samstag und Sonntag Unterricht stattfinden kann. Letzteres ist an meiner Schule für einzelne Klassen und Kurse auch unabhängig von den Feiertagen recht oft der Fall.

2.Stimmt es, dass die Chinesen so viel auf die Straße spucken und rotzen?
Es ist jedenfalls vereinzelt zu beobachten, dass einige Chinesen tatsächlich etwas – ich will darauf jetzt nicht weiter eingehen – lauthals hochwürgen und dann auf die Straße oder den Gehsteig spucken. Ich habe auch schon Chinesen gesehen, die zu einer Mülltonne gehen, um dort hinein zu rotzen. Die Rotzerei muss aber (nach allem, was ich so weiß) früher weit schlimmer gewesen sein und ist wohl im Rückgang begriffen.
Tatsächlich ist es aber so, dass nach dem Essen laut gerülpst und aufgestoßen wird und niemand daran Anstoß nimmt. Es ist also ganz normal, dass meine Kollegen und Kolleginnen vom Essen kommen und dann im Büro erst mal ihr „Bäuerchen“ machen. Daran muss man sich als Europäer erst gewöhnen. Nähere Details will ich jetzt aber nicht schildern.

3.Wie ist das Wetter in Shanghai?
Bis Mitte Oktober konnte und habe ich tatsächlich in kurzen Hosen unterrichtet. Die Temperaturen waren angenehm und die im Sommer hohe Luftfeuchtigkeit ist zurückgegangen. Mittlerweile gab es auch schon kühlere und kältere Tag (was allerdings auch mit einem frischen und unangenehmen Luftstrom vom Meer zusammenhängt), sodass ich auch schon im Schal vor der Klasse stehen musste, da in der Schule nicht geheizt wird. Zur Zeit (Stand 4. November) haben wir wieder etwas angenehmere Temperaturen und man kann kurzärmelig umherlaufen. Was mich dann im Winter erwartet, weiß ich noch nicht: Mal sehen und warm anziehen.

4. Ist Chinesisch schwer zu lernen?
Die einen sagen Ja, die anderen Nein. Ich sage Ja, aber es macht Spaß und ist sehr interessant. Ich versuche mich jetzt schon einige Zeitlang an dieser so fremdartigen Sprache und mache nur geringe Fortschritte. Es gibt zwei grundsätzliche Probleme: Zum einen sind viele Silben und Wörter in ihrer Intonation nur minimal verschieden (das hängt mit den vier Tönen zusammen), sodass ich den Unterschied kaum wahrnehmen, geschweige denn reproduzieren kann. Zum anderen muss man zunächst einmal die lateinische Umschrift (Pinyin) der chinesischen Wörter lernen, sonst weiß man nicht, wie sie ausgesprochen werden. Das bedeutet aber faktisch, dass man im Grunde zwei Wörter lernen muss, um ein chinesisches Zeichen zu verstehen. Also doppelter Lerneinsatz. Die chinesische Grammatik hingegen ist weniger kompliziert als die deutsche.
Ich selbst lerne Mandarin bzw. Hochchinesisch, was im Grunde eine künstliche Einheitssprache ist, die sich am Pekinger Dialekt orientiert. In Shanghai oder gar in Kanton und anderswo werden ganz andere Dialekte gesprochen, sodass sich die Chinesen auch untereinander gar nicht immer verstehen. Die Einheitlichkeit wird nur über die Schriftzeichen hergestellt. Diese zu erlernen, ist eine Sache der Übung und des Fleißes. Man sagt, dass es über 50000 Schriftzeichen gibt und dass ein Durchschnittschinese – was ist das? – vielleicht 4000 bis 5000 Zeichen beherrscht, die anderen, wenn er denn auf sie stößt, muss er auch im Wörterbuch nachschlagen. Ich selbst kann derzeit (wenn ich mal zurückhaltend schätzen soll) etwa 100 Schriftzeichen schreiben.

5.Was passiert zu Weihnachten?
Das weiß ich jetzt noch nicht so genau. Tatsache ist aber, dass das Land, in dem wohl weltweit die meisten Weihnachtsartikel hergestellt werden, Weihnachten selbst gar nicht feiern wird und es wird auch für mich keine Weihnachtsferien geben. Unsere Weihnachtsfeiertage werden hier ganz normale Arbeitstage sein.
In den chinesischen Richtlinien für ausländische Beschäftigte ist aber zu lesen, dass man zu Weihnachten Anspruch auf zwei freie Tage hat. Mal sehen, was daraus wird.
In den hiesigen internationalen Handelsketten, in denen auch sehr viele Ausländer einkaufen, stehen jetzt aber schon Schokoladennikoläuse herum und man kann zumindest teilweise von so etwas wie einer Weihnachtsdekoration sprechen. Allerdings habe ich – trotz größter Suchanstrengungen – noch nicht meine geliebten Kinderschokoladenweihnachtsmänner ausfindig machen können. Ich fürchte, ich werde in diesem Jahr darauf verzichten müssen: Oder wisst ihr vielleicht, wo es die in China gibt?

Weitere Fragen sind jederzeit herzlich willkommen. Politisch brisante oder gar inkorrekte Kommentare und Fragen werden natürlich stillschweigend ignoriert und übergangen.

1 Kommentar:

Edith hat gesagt…

Lieber Uwe,

ich hoffe, Weihnachten wird in China anders gefeiert als in Japan; denn dort ist es nicht der
Feiertag, den wir kennen - der wichtigste Feiertag in Japan ist der 1.1. // Aber du musst dich ja nur nach dem Chinesischen Kalender richten, oder???