Dienstag, 18. Januar 2011

Sibirische Kälte

Trotz mehrerer Schichten dicker Kleidung dringt die sibirische Kälte von Harbin früher oder später an einen heran und sticht schmerzhaft in die Gliedmaßen und vor allem ins Gesicht. Länger als zwei, maximal drei Stunden kann man es im Freien kaum aushalten, zumindest als Europäer (vielleicht die Norweger oder so). Die Einheimischen scheinen abgehärteter zu sein und man hört auch immer wieder von Eisschwimmern im zugefrorenen Songhua-Fluss. Gesehen habe ich aber keine.
Dieser Fluss liefert auch die Eisblöcke, aus denen dann im Winter (von Dezember bis Februar) die sogenannte Eis- und Schneewelt errichtet wird, die viele Touristen, aber auch Einheimische trotz der hohen Eintrittspreise (etwa 40 Euro) und den tiefen Temperaturen (etwa – 30 Grad Celsius am Abend) anlockt. In der Eis- und Schneewelt gibt es verschiedene Aufführungen und Aktivitäten und vor allem diverse Gebäude aus Eis zu besichtigen, die im Inneren mit farbigem Licht illuminiert sind.

Das diesjährige Thema des Eisfestivals von Harbin war Italien und so konnte man etwa die Mona Lisa von Leonardo da Vinci oder das Kolosseum von Rom als gigantische Schneekreationen bewundern. Doch, wie gesagt, lange hält man es in der Kälte nicht aus. Die drastische und nicht zu unterschätzende Wirkung der Kälte zeigte sich auch an zwei Bananen, die ich gekauft und für unterwegs in meinen Rucksack gesteckt hatte: Als ich sie nach etwa zwei Stunden hervorholte und sie essen wollte, waren sie schwarz vor Kälte und nicht mehr zu genießen.

Harbin ist die nördlichste Provinzhauptstadt von China (und mit etwa 46 Grad nördlicher Breite noch nördlicher als das russische Vladivostok). Der russische Einfluss ist nicht nur am Straßenbild – durch russische Gebäude (wie etwa die Sophienkathedrale) und Geschäfte – sondern auch an den relativ vielen Russen, die Harbin besuchen, erkennbar. In der Stadt – vor allem um den Bahnhof herum – herrscht ein großes Verkehrschaos: Passanten laufen, fahren oder schlittern ohne erkennbare Orientierung über die spiegelglatten Straßen, Wege und Plätze; überall säumen aufgestapelte Eisplatten die Straßen und die Luft ist erfüllt mit Dampf- und Rauchwolken.
Wie schön war es da, nach vier Tagen in der Kältewelt, wieder in das sieben Grad „warme“ Shanghai zurückzukehren.

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