Donnerstag, 2. Februar 2012

Eine winterliche Reise nach Shenyang


Nach den anstrengenden Prüfungstagen und noch vor Weihnachten (was in China allerdings keine Bedeutung hat) bin ich mal wieder in den Norden Chinas gereist, um die Hauptstadt der Liaoning-Provinz – Shenyang – zu besuchen. Neben Beijing und Chengde ist Shenyang die einzige Stadt in ganz China, die noch originale Bauten aus der Mingzeit (1368 – 1644) aufzuweisen hat, da andernorts Vieles während der Kulturrevolution zerstört worden ist oder im Laufe der Zeit einfach verfallen ist.
Bei etwa minus 10 Grad Celsius aber wenig Schnee war es ziemlich frisch und ich musste mehrere Schichten Kleidung tragen.
Bei meiner Ankunft beklagte sich der Taxi-Fahrer, der mich auf Umwegen zum Hotel brachte und auf diese Weise noch umgerechnet etwa zwei bis drei Euro mehr verdiente, wie schmutzig und unbedeutend seine Stadt doch sei. Ich selbst kann das aber nicht bestätigen. Im Stadtzentrum wird zwar viel gebaut, aber die großen Einkaufsstraßen machen einen durchaus ansehnlichen Eindruck. Shenyang ist sicherlich keine Touristenhochburg, was allerdings auch zu recht günstigen Hotelpreisen führt. Sodass ich selbst für mein Vier-Sterne-Hotel im Stadtzentrum nicht mehr als 30 Euro/Nacht zahlen musste und ein schön geheiztes Zimmer hatte.
Heizungen sind ja in China keine Selbstverständlichkeit: In öffentlichen Gebäuden und Wohnungen südlich des großen Yangtse-Flusses gibt es üblicherweise keine Heizungen, was zum Beispiel auch in Shanghai zu Klassenräumen mit Temperaturen um die 5 Grad führt. Da steht bzw. sitzt man dann mit vielen Pullovern und Jacken und friert eigentlich immer.
Shenyang war der ursprüngliche Sitz der mandschurischen Herrscher, die 1644 in Beijing einfielen und die Qing-Dynastie begründeten. Heute kann man noch ihren „Palast“ bewundern, der im Grunde genommen ein kleines Modell der Verbotenen Stadt in Beijing darstellt.

Außerdem gibt es im Nordpark auch einige große Grabanlagen dieser Herrscher zu besichtigen. In diesem Park trifft man viele Einheimische, die hier Schlittschuh laufen oder einen winterlichen Spaziergang machen.
 
Nun geht es wieder zurück in das kühle Shanghai ohne Heizung.

Prüfungen


Anfang Dezember fanden die Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom II an unserer Schule statt. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die sieben Schüler, die daran teilnahmen, sich über ein halbes Jahr lang intensiv auf diese Prüfung vorbereitet haben. Wer diese Prüfung auf dem höchsten Niveau besteht, erfüllt die sprachlichen Voraussetzungen, um in Deutschland zu studieren. Da einige Schüler tatsächlich beabsichtigen, in Deutschland zu studieren, war diese Prüfung von nicht geringer Bedeutung. Zwei Schüler bzw. Schülerinnen (Michael und Viktoria) wollen gerne Maschinenbau in Deutschland studieren und eine Schülerin Zahnmedizin (Franziska).
Manchmal habe ich noch bis 23 Uhr mit den Schülern geübt und die Prüfung vorbereitet, da die Schüler natürlich auch noch den ganz normalen Unterricht (von 8 Uhr morgens bis 21 Uhr abends, inklusive Selbststudium) hatten und die Sprachdiplom-Prüfung praktisch zusätzlich war. Alle Schüler waren unglaublich ehrgeizig und fleißig; und absolvierten ein fast unvorstellbares Arbeitspensum.
Die Prüfung fand dann schließlich an zwei Tagen statt: Am ersten Tag wurden in einem fast 6stündigen Test Lesen, Hörverständnis und Schreiben abgeprüft. Am zweiten Tag fand die mündliche Prüfung statt. Dabei musste jeder Schüler spontan über ein vorher unbekanntes Thema sprechen, eine Präsentation halten (die er natürlich vorbereitet hatte) und in einem anschließenden Kolloquium zur Präsentation Rede und Antwort stehen. Diese Präsentationen kann man durchaus mit den Präsentationen im deutschen Abitur vergleichen. Alles in allem wirklich nicht so einfach.
Bei den Präsentationen gab es zum Beispiel folgende Themen: Deutschland nach dem Atomausstieg (Franziska), Anhebung des Renteneintrittsalters in Deutschland und China (Viktoria), Wanderarbeiter (Michael) und andere Themen, die immer einen Deutschlandbezug haben mussten.

Die schriftlichen Ergebnisse liegen noch nicht vor, da alle Test-Papiere nach Deutschland geschickt und dort korrigiert werden müssen. Die mündlichen Prüfungen waren aber erfolgreich. Wir alle waren ziemlich erleichtert, als alles vorbei war.